Roderich Zupnickl

Wollen wir immer nur das sehen



was wir wissen oder das

was wir glauben sehen zu wollen

„Gewisses am Sehen kommt uns rätselhaft vor, 

weil uns das ganze Sehen nicht rätselhaft genug vorkommt“

Ludwig Wittgenstein

Mit diesem Satz stellt Wittgenstein die Frage nach dem Rätsel der Sichtbarkeit 

und deren Möglichkeiten. Ich schöpfe dieses Rätsel des unmittelbaren Sehens 

im nicht mikroskopischen Bereich aus und zeige dabei, was im Rahmen 

von Nähe, Detailtreue, Detailbeobachtung und Distanzierung möglich ist 

und möglich sein kann.

Zweck meiner Arbeiten ist der Genuss, die Leidenschaft des Sehens. 

Detailversessenheit und Akribie der Gemälde beschäftigen den Betrachter. 

Sie fordern auf, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. 

Das macht Mühe und das Ergebnis ist nicht immer eindeutig fassbar.


Wie ich arbeite

Meine Malerei ist fantastisch in der Übersteigerung in der Bilddialektik, und sie ist realistisch nicht 

nur in der Treue zu den Details, sondern besonders in einer umfassenden

Leidenschaft, die keinen Bereich des Aktuellen und Gegebenen außer acht lassen will. 

Nicht nur die unbewusste, doch auch die bewusste Welt muss neu erkannt werden.


Das ersehnte Wunderbare ist Transzendenz und Realismus, vereint in der Metamorphose der Gegenwart. Geometrie, angewandte Schaumschlägerei, Zahlenmystik und ein wenig Astrologie verbunden mit Zeitsinn, mit Weitsicht und letztendlich Selbstkritik werden immer sichtbar sein und nie enden wollen.


Wohl Auf – Wohl An zum unendlichen Gang dahin.


Träume von einer Zukunft, die besser als das nun Vergangene werden soll, fließen mit ein. Leidenschaft, Trauer und Idyllensucht, ein zorniger Aufschrei, ein Quäntchen Übermut, bohrendes Grübeln und eine reale förmliche apokalyptische Vision – für das alles gestalte ich meine faszinierende Bildsprache.


Das Fantastische lässt sich wohl als eine Welt definieren, worin

die Naturgesetzlichkeit ganz oder teilweise scheinbar aufhört.

Fantastisch wird das in einem weiten Sinn Außerordentliche, Ungewöhnliche bis zum Seltsamen, 

Grotesken und Bizarren gezeigt.


Und schließlich: Alles Fantastische, nicht als eine Welt des Abscheulichen, des aus der Angst Geborenen und Angst Einflößenden oder auch nur Skurrilen, harmlos Absonderlichen – sondern die bildnerische Fantasie als Abbild einer glaubhaften, höheren Wirklichkeit mit ihren Himmeln, Erden und Höllen, denn hier

und darin liegt der wesentliche Akzent in meiner malerischen Auseinandersetzung.


Detailversessenheit und Akribie der Gemälde beschäftigen den Betrachter. Sie fordern auf, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Das macht Mühe und das Ergebnis ist nicht immer eindeutig fassbar.


Ein Gemälde hat eine andere Oberfläche als ein Foto. 

Dieser Unterschied wird bei einer Betrachtung aus der Nähe deutlich. 

Dadurch wird eine umgekehrte Metamorphose,

zurück zum ursprünglichen Objekt vollzogen. Das Gemälde kann nur in der unmittelbaren Betrachtung richtig gesehen werden. Dabei spielen die feinen Details eine große Rolle.


Die Anordnung und Mischung der Farben wie sie ein Maler vornimmt, unterscheidet sich wesentlich von den chemisch erzeugten Farben eines Fotos.

 

Zudem ist ein fotorealistisches Gemälde klarer und deutlicher als jede Projektion. 

Es entsteht der Eindruck einer höheren Genauigkeit. 

Die Gemälde gehen so weit, dass sie den Betrachter täuschen. 

In Originalgröße gemalte Gegenstände sind manchmal auf den 

ersten Blick nicht als Malerei zu erkennen.


Wer hat zum Beispiel schon einmal eine Abfallgrube auf dem Friedhof genau betrachtet? 

Ganz nah betrachtet werden sehgewohnte Bestandteile zum Beispiel von Zweigen, Blättern, ausgebrannten Grablichtern und Pflanzschalen zu abstrakten Gebilden.

Die Verwandlung zur Abstraktion scheint gelungen. 

Und wieder gilt: Wir sehen immer das, was wir wissen. Wirklich? Oder sehen wir nur das, 

was wir glauben wollen? 


Fotorealismus muss nicht zwangsläufig als Antwort auf die Abstraktion gesehen werden.

Realismus kann abstrakt sein. 

Die Lasurtechnik bietet diesen Vorzug.





Malstil:

Öllasur, auf Gesso grundiertem 

Keilrahmen oder Holzplatte

Schichtmalerei mit Zwischen- und Damnar-Schlussfirnis 

Atelier

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